Montag, 5. Dezember 2011

Enterprise 2.0 und das Henne–Ei Prinzip?


Müssen Manager die Organisation und Wertvorstellungen ändern um Enterprise 2.0 einführen zu können?
Oder ist die Enterprise 2.0 Einführung eine konsequente Weiterentwicklung in der Zusammenarbeit und Reaktion auf Entwicklungen im Unternehmen?

Henne oder Ei?
Lassen Sie mich zunächst den Versuch unternehmen, den Weg zum Enterprise 2.0 zu skizzieren.

Produktionsorientiert - Hierarchisch

Westeuropäische und vor allem deutsche Unternehmen haben ihre Wettbewerbsfähigkeit und Alleinstellung durch die Fähigkeit  dauerhaft qualitativ hochwertiger Produkte zu produzieren.  
Made in Germany wurde zum Inbegriff für Wert Arbeit. Dahinter steht ein Konzept das durch hierarchische Führungsstrukturen, Prozesssoptimierung, Arbeitsteilung sowie einem ausgefeilten Produktions-Know-how. 

 Wissensmanagement - Support

In der weiteren Entwicklung wurden Produktionsstandorte zu den Märkten oder in Billiglohnländer verlegt. Damit wuchs die Notwendigkeit den Wirtschaftsstandort über andere Kriterien am Weltmarkt bzw. in der eigenen Branche zu differenzieren
Die Weiterentwicklung war Know-how als Wettbewerbsfaktor! Deutsche Ingenieurskunst – Knowledge und Support sind jetzt die Alleinstellungsmerkmale. Wissensmanagement wurde den Organisationen und vor allem den Mitarbeitern verordnet. In relationalen Systemen wurde der Versuch unternommen Wissen zu katalogisieren und abzulegen. Doch auch in dieser Entwicklungsstufe lernten andere Marktteilnehmer schnell. Und auch hier begann der Export in Billiglohnländer. Heute haben wir Supportcenter über die Welt verstreut – auch in Entwicklungs- und Schwellenländern. Software wird zu großen Teilen in Indien programmiert – im Auftrag westlicher Industrienationen.


Emphatie - Synergie - Design - Wissen der Vielen

Heute sind wir an der Schwelle einer nächsten Entwicklungsstufe – dem Enterprise 2.0!
Enterprise 2.0 ist keine Erfindung eines genialen Marketingteams sondern vielmehr die professionelle Nutzung der Erfahrungen aus der freiwilligen Arbeit mit collaborativer Tools, die im Internet seit Jahren genutzt werden und sich bewährt haben, innerhalb des Unternehmens. Es geht also darum die bereits vorhandenen Skills aus dem privaten Umfeld innerhalb des Unternehmens zu nutzen. Dazu bedarf es natürlich einer Plattform (Applikation), die zusätzlichen Mehrwert schafft und auf die Interessen und Arbeitsweisen von Unternehmen optimiert ist.
Damit sind die grundlegenden Fundamente eines Enterprise 2.0 Konzeptes definiert:
  • Nutzung vorhandener Skills der Mitarbeiter
  • Verwendung einer Enterprise 2.0 Plattform innerhalb des Unternehmens
Created in Germany!
Enterprise 2.0 ist die Fähigkeit, das vorhandene Wissen und die Erfahrungen im Unternehmen transparent zu machen, und konsequent weiter zu entwickeln. Innovationspotential zu erkennen und Innovationen gezielt zu fördern. Dem einzelnen Mitarbeiter eine Plattform anzubieten, die ihn in der eigenen Weiterentwicklung unterstützt und damit dafür sorgt, Expertisen sichtbar zu machen. Die flexible und dynamische Einbeziehung des vorhandenen Expertenwissens macht die Organisation flexibel und kreativ in der Lösung der Kundenanforderungen ist somit Garant für einen stetigen Transformationsprozess. Der neue Wertbegriff und Differenzierungsstrategie könnte also heißen: Created in Germany!


Geänderte Rahmenbedingungen

Aus meiner Sicht ist die Enterprise 2.0 Einführung eine konsequente Weiterentwicklung der Zusammenarbeit. Unternehmen müssen immer flexibler und schneller reagieren können. Unsicherheit und daraus resultierende stetige Anpassungsprozesse werden zur alltäglichen Anforderung. Kreativität ist gefragt, Antworten schneller und besser als der Mitbewerb zu finden.
Das kann kein Einzelner mehr leisten! Teamarbeit 2.0 – neue collaborative For,men der Zusammenarbeit sind erforderlich. Das Wissen der Vielen ist ein Schlüssel zum Erfolg.  Und das in Projekten in Form von Erfahrungen gemachte Know how muss verfügbar für Folgeprojekte sein. Mit der reinen Bereitstellung ist es aber nicht getan. Wissen ist der einzige Rohstoff, der durch Nutzung einen Mehrwert erfährt! 1+1=3
Und hier ist jetzt auch der spannendste Teil einer Enterpreis 2.0 Implementierung im Unternehmen.
Als Mitarbeiter erwarte ich eine Antwort auf die Frage, warum ich mein Wissen offenbaren und dokumentieren soll! Hat es sich nicht bisher bewährt Wissen zu bunkern und nur bei Bedarf und nach Abwägung in homöopathischen Dosen weiter zu geben? Jäger und Sammler waren doch diejenigen, die man in der Abteilung kennen musste, wenn Infos erforderlich waren. Und ganz nebenbei, alle unsere Systeme zur Verwaltung von Dokumenten sind primär auf das ablegen und archivieren ausgelegt. Nicht umsonst sind 75% der Daten im Unternehmen Kopien, ersticken wir in internen „cc-eMails“, nehmen eMail-Datenbanken Formen enes DMS Systems an!


Und hier sind wir jetzt am Kern, am Jackpot der Enterprise 2.0 Lösung angekommen!

Das Enterprise 2.0 Implementierungskonzept muss genau darauf Antworten und Überzeugungen liefern!  Insoweit ist also kein Change Management Projekt mit Prozessdesign und „alles auf den Kopf stellen“ erforderlich!
Läuten sie in einem ausgefeilten Implementierungsprojekt einen Wertewandel ein! Sorgen Sie für den Interessenausgleich zwischen Mitarbeiter und Unternehmen! Moderation – TZI (Themenzentrierte Interaktion) – Business Value – Wettbewerbsfähigkeit – Anpassungsprozess - Flexibilität das sind die Herausforderungen, die eine Enterprise 2.0 Implementierung und Unternehmung meistert.
Aus diesem Grund lege ich auch weniger Wert darauf erst mal zu schauen was man alles an einer Enterprise 2.0 Lösung „customizen“ und „anpassungsprogrammieren“ kann – sondern sehe vielmehr den Business Value für Mitarbeiter und damit für die Organisation im Vordergrund. Zumal ein Zuviel an Individualisierung in der Regel dazu führt, dass Weiterentwicklung in Form von standardisierten Upgrades / Updates zu einem relativ aufwändigen Unterfangen werden. Aber das ist wohl ein Thema, das nochmals im Detail beleuchtet werden muss … .


Resümee:

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Enterprise 2.0 Konzepte oftmals als technische Projekte angelegt waren, und damit zwar alle technischen Anforderungen perfekt erfüllten, nicht jedoch die des Unternehmens, der Mitarbeiter und damit am Ende des Tages nicht den erwarteten Erfolg brachten.
Enterprise 2.0 Projekte beginnen dort, wo sie den größten Nutzen für Mitarbeiter, Abteilungen und Unternehmen entwickeln. Das bedarf einer genauen Analyse und betriebswirtschaftlichen Bewertung. Ein Enterprise 2.0 Projekt, das zu groß oder zu unspezifisch angelegt ist, verwässert zu leicht! Spitz beginnen und das große Ganze nicht aus dem Auge verlieren. Die treibende Vision muss vom Leitsatz „Think Big“ getragen sein!
Um also auf meine Eingangsfrage zurück zu kommen: lassen Sie mich mit einem klaren „Jain“ antworten! Ja, wir haben bereits Skills in den meisten Unternehmen, die nutzbringend in ein Enterprise 2.0 Implementierungskonzept eingebunden werden sollten. Andererseits ist es nicht mit der reinen Bereitstellung einer Plattform getan. Insoweit muss eine Entscheidung des Managements her und vor allem eine konsequente Umsetzung – wenn es sein muss auch kompromisslos, wenn der Prozess mal gestartet ist. Als Mitarbeiter lasse ich mich auf die Änderung meiner bisher bewährten Überlebensstrategien nur einmal ein!

GetSocial.DoBusiness!


Leseempfehlung zum Thema: Daniel H. Pink; A Whole New Mind; New York


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